Interview: Ban Zarbo über Cold – Die Kreatur

Ban Zarbo Cold
© Ban Zarbo / Altraverse GmbH

Ab sofort ist Cold – Die Kreatur von Ban Zarbo (u. a. Kamo – Pakt mit der Geisterwelt, AnimaniA Award 2018 als Bester Manga National) via altraverse im Handel! Wir haben Ban zu ihrer neuen, auf sechs Bände angelegten Fantasy-Abenteuer-Reihe interviewt und präsentieren euch im Folgenden alle Fragen und Antworten! Unser letztes Interview mit der Künstlerin zu Kamo – Pakt mit der Geisterwelt, lest ihr übrigens hier auf unserer Webseite.

Ban Zarbo Cold
© Ban Zarbo / Altraverse GmbH
Hallo Ban! Während wir dieses Interview führen, steht der erste Band deines neuen Werks Cold – Die Kreatur (Cold) kurz vor dem Abschluss. Kannst du die Story kurz in deinen eigenen Worten für unser Publikum zusammenfassen?

Ban Zarbo (BZ): Wegen einer Klimakatastrophe verwandelte die Welt sich in eine aus Schnee und Eis bedeckte Ödnis. Nur sehr wenige Menschen überlebten in diesem eisigen Wetter und zogen sich in große Städte zurück. Aber Mutter Natur erschuf monsterartige Kreaturen namens Glajes, die jede Nacht die Überlebenden angriffen. Um sich zu schützen, bauten die Menschen hohe Mauern um ihre Städte. Seitdem rüsten sich kampferfahrene Frauen und Männer und kämpfen jede Nacht gegen diese Monster. Ein zwölfjähriger Junge namens Sami will auch Mitglied der Stadtwache werden. Sein Leben verändert sich aber grundlegend, als er von einem Glajes verletzt wird. Er verwandelt sich in eine Kreatur, die halb Mensch und halb Monster ist. Durch diesen Schicksalsschlag setzt er sich das Ziel, eine Lösung gegen die Glajes zu finden.

Ban Zarbo Cold
Ban Zarbo
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert und was steht für dich im Zentrum deiner neuen Saga, die zunächst auf sechs Bände angelegt ist?

BZ: Ich wollte einfach mal eine Geschichte schreiben und zeichnen, bei der die Welt eine große Veränderung erlitten hat. Zunächst hätte meine Geschichte in einer Wüstenlandschaft spielen sollen, aber weil ich mehr Fan von Eis und Schnee bin, habe ich mich entschieden, hierzu etwas zu zeichnen. Unser derzeitiger Klimawandel war während der Recherche oft ein Thema für mich, dabei entdeckte ich eine Theorie, die sich mit meinen Wunsch nach Eis und Schnee deckte. Meine Motivation sind meine Figuren. Ich liebe es, Charakteren Leben zu verleihen und der Spaß, sie umzusetzen, ist so groß, dass sie mich immer vorantreiben werden. Sie stehen für mich im Zentrum. Eine Botschaft oder erzählerische Absicht entsteht bei mir oft per Zufall. Es tauchen plötzlich Themen auf und fließen in die Geschichte ein. Es gibt vieles, was ich dem Leser mitteilen will und während ich schreibe oder zeichne, entfaltet sich dann eines dieser Themen. So entstehen schlussendlich Botschaften, die im Verlauf meiner Geschichte dann auf natürliche Weise erzählt werden können.

© Ban Zarbo / Altraverse GmbH
Die Rolle des Protagonisten fällt dem Waisenjungen Sami zu, der im Laufe des ersten Bandes ein dynamisches Trio mit Kondor und Anna bildet. Kannst du uns etwas mehr über die drei erzählen?

BZ: Ich schreibe ganz unabhängig voneinander ihre jeweiligen Backstorys auf. Mein Protagonist Sami ist rechtschaffen, impulsiv, naiv und voller Tatendrang auf sein Ziel gerichtet, ebenso liebevoll und aufmerksam. Anna ist eine durchgeknallte aber charmante Forscherin, wissbegierig aber vorsichtig – und sie hat versteckte Fähigkeiten. Und Kondor ist ein ruhiger, strickter, ernster aber auch ein überraschend mitfühlender Mensch mit herausragenden Kampfkünsten. Aber ich lerne sie erst dann so richtig kennen, wenn ich sie zum ersten Mal im Manga umsetze. Da die Interaktion der Figuren ihren Charakter formt, entwickeln sie sich oft, während ich zeichne. Unterschiedliche Individuen auf einer abenteuerliche Reise finde ich immer besonders interessant und amüsant, deshalb freue ich mich selbst immer auf ihr gemeinsames Abenteuer. Bei Cold habe ich die Charakterdesigns im Kopf entworfen, während ich die Geschichte niedergeschrieben habe. Sami hatte aber zuvor schon einige Veränderungen hinter sich. Samis Design war ein langer Prozess, der sich erst dann verfestigt hatte, als meine Geschichte endlich eine Richtung einschlug, mit der ich zufrieden war. Zu Beginn wusste ich noch gar nicht, dass die drei ein Team bilden werden, aber inzwischen haben sich ihre Ziele so ineinander verzahnt, dass sie bestimmt ein super Dream-Team abgeben werden.

Ban Zarbo Cold
Frühe Entwürfe von Sami © Ban Zarbo / Altraverse GmbH
Teil des Fantasy-Universums sind auch die furchteinflößenden Glajes. Kannst du unserem Publikum etwas mehr über deine Monsterkreationen für Cold erzählen? Gab es hier vielleicht besondere Herausforderungen?

BZ: Der vollständige Name der Glajes ist “Glacies Frigus”, stammt aus dem Lateinischen und bedeutet “Eis” und “Kälte” – nicht sehr einfallsreich. (lacht) “Glacies” kann wie “Glajes” ausgesprochen werden. Für den Lesefluss in meiner Geschichte habe ich mich dann für die Schreibweise “Glajes” entschieden. Dann muss kein Leser befürchten, den Namen falsch auszusprechen. (lacht) Das Design hat sich mit der Zeit gewandelt. Zuerst hatte ich einige Monster, Drachen, Echsen und weitere überirdische Kreaturen als Vorlage ausgesucht und damit Zeichenübungen gemacht. Aus deren Bruchstücken habe ich dann eigene Kreaturen zusammengesetzt. Während ich ein Monster kreiere, achte ich auch auf seine Eigenschaften und was es alles braucht, um zum Beispiel im Eis zu überleben. Schlussendlich sind Glajes nicht nur Monster, sondern auch Tiere, die ihrem Instinkt folgen. Herausfordernd war, jedem einzelnen Glajes eine eigene Form und Charakter zu verleihen. Wenn man dann durch meine Mangaseiten blättert, ähnelt kaum ein Glajes dem anderen. In der Tierwelt sieht man auch Unterschiede innerhalb einer Art und das wollte ich mit den Glajes ebenso handhaben.

Cold eröffnet mit einem visuellen Paukenschlag – nämlich mit der prächtigen Stadt Soleure, von der wir auch einen ersten Entwurf aus deiner Feder zeigen dürfen. Was war dir beim diesem zentralen ersten Schauplatz besonders wichtig und was hat dich dazu inspiriert?

BZ: Die Vorlage für Soleure diente meine Stadt Solothurn, deren französischer Name Soleure lautet. Ich habe mich auch von ihr inspirieren lassen, da sie früher mal eine Stadt mit großen Burgmauern und einem Graben war. Außerdem wird Solothurn auch als Alt-Stadt bezeichnet. Es gibt einige alte Städte in der Schweiz, die Überreste von Mauern haben und mir gefiel der Gedanke, sie mit Rohren und Schrauben, Zahnräder zu schmücken, sie allgemein industriell zu gestalten und ihr dabei einen Hauch von Steampunk zu verleihen.

Entwurf der Stadt Soleure © Ban Zarbo / Altraverse GmbH
Hast du einen Tipp für Nachwuchsmanga-ka, die gerade über ihren Fantasy-Schauplätzen brüten?

BZ: Reine Fantasy-Schauplätze sind etwas komplizierter beziehungsweise ist mehr Arbeit erforderlich. Die Welt in Cold ist an unsere Welt angelehnt, die ich mit zusätzlichen Sachen ausgeschmückt habe. Ich schätze, dass man bei einer komplett erfundenen Welt auf ein paar zusätzliche Dinge mehr achtgeben müsste. Bei Fantasy-Schauplätzen würde ich daher vorschlagen, folgende Punkte zu beachten: In welcher Zeit soll es sich abspielen? Erstellt Regeln für Städte oder Dörfer sowie für Religion, Sprache, Sitten, Aufgaben und so weiter. Was für alltägliche Dinge brauchen die Bewohner? Was für Bedrohungen erwarten sie und wie rüsten sie sich gegen sie? Gibt es Magie auf dieser Welt? Je nach Thema der Story, kann man die Schauplätze dementsprechend anpassen und ausschmücken. Vielleicht gibt es viele andere, nützlichere Methoden, eine Fantasy-Welt aufzubauen. Die aufgezählten Punkte sind nur die, die mir im Lauf meiner Arbeit an Cold aufgefallen sind und die ich im Informationsaustausch mit meiner Schwester Gin über ihr Werk Das Geheimnis von Scarecrow in Erfahrung bringen konnte.

Cold ist dein neues Werk nach der Trilogie Kamo – Pakt mit der Geisterwelt. Hat sich an deiner Arbeitsweise zwischenzeitlich etwas geändert? Gibt es etwas, das du aus dem letzten Projekt gelernt hast und bei Cold nun anders angehst?

BZ: Ja, es hat sich vieles an meiner Arbeitsweise geändert. Zum Beispiel arbeite ich mehr mit digitalen Programmen. Davor verwendete ich ausschließlich nur traditionelle Mitteln, aber mein Ziel war es, immer schneller zu werden und dabei die Qualität beizubehalten. Als ich das digitale Zeichnen für mich entdeckte, haben sich mir neue Horizonte geöffnet, die mir bei meiner Arbeit weiterhelfen. Während der Arbeit an Kamo, habe ich mir immer gesagt, dass ich bei meinem nächsten Projekt ganz klar anders vorgehen würde. Da Kamo mein erstes Verlagsprojekt war, war es mit sehr viel Unsicherheit verbunden. Ich hatte zu Beginn auch das Gefühl, keine Übersicht über den Lauf der Geschichte zu haben, was ich bei Cold von Grund auf ändern wollte.

Ban Zarbo zeigt euch ihren Schreibtisch und ihre Tools!

altraverse hat für März den ersten Band der Made in Abyss Anthologie angekündigt, zu dem du – exklusiv für die deutsche Ausgabe – auch etwas beisteuerst. Worauf dürfen sich die hiesigen Fans bei deinem Beitrag freuen?

BZ: Ich weiß nicht, wieviel ich darüber schreiben darf. Kurz gefasst: Sie dürfen sich auf eine aufregende Kurzgeschichte mit lieblichen Charakteren freuen, wenn ich das so sagen darf. (lacht)

Welche Manga-Reihe liest du gerade neben der Arbeit? Oder falls du vor all der Arbeit nicht zum Manga-Lesen kommst: Wie tankst du zwischendurch auf?

BZ: Ich lese sehr viel neben der Arbeit. Manchmal bis zu drei unterschiedliche Serien am Tag. Dazu gehören Dr. Stone, My Hero Academia, Meine Wiedergeburt als Schleim in einer anderen Welt, Magi – The Labyrinth of Magic, Ajin – Demi Human, Haikyu!!, Shojo-Manga wie Rainbow Days, Daily Butterfly und alte Serien wie Kenshin, aber auch einige Boys’-Love-Manga. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich keinen Manga in der Hand halte. (lacht) Abgesehen vom Lesen sehe ich mir jeden Tag mindestens einen Film oder eine Episode einer Serie an. Ich bin ein Filmfanatiker, aber ich muss gestehen, dass Anime das ist, was ich am wenigstens gucke. (lacht) Neben mein Stubenhockerdasein gehe ich aber auch gerne wandern und joggen, sehe mir andere Städte an oder recherchiere.

Hast du zum Abschluss noch eine Nachricht an die AnimaniA-Leserschaft, die schon ganz gespannt auf Cold ist?

BZ: Da sag ich nur: Zieht euch warm an, haltet euch fest und lasst euch in ein frostiges Abenteuer hineingleiten! (lacht)

Ban, herzlichen Dank für deine Antworten und ganz viel Erfolg mit Cold – Die Kreatur!

Unser Interview mit Bans Schwester Gin, der Manga-ka von Das Geheimnis von Scarecrow (erscheint ebenfalls bei altraverse), lest ihr übrigens hier auf unserer Webseite. Eine Leseprobe zu Cold – Die Kreatur findet ihr hier im Twitter-Feed von altraverse.

Übrigens: Ihr könnt Ban Zarbo auch auf ihren Accounts bei Twitter und Instagram folgen – dort hält sie euch über ihre Arbeit an den Folgebänden auf dem Laufenden!

Bilder © Ban Zarbo / Altraverse GmbH