Mehr Mangas braucht das Land! Dafür sorgt ab sofort auch das neue Carlsen-Verlagslabel Hayabusa, das mit seinem Wappentier – dem Wanderfalken (jap.: “Hayabusa”) – durchstartet und euch ab April die ersten Titel kredenzt, darunter die außergewöhnliche Feel-Good-Romanze My Genderless Boysfriend und die fanservice-reiche Fantasy-Komödie Peter Grill and the Philosopher’s Time. Während wir euch in einer separaten News hier auf AnimaniA.de alle Titel des Debütprogramms vorstellen, hatten wir auch die Gelegenheit, mit dem Hayabusa-Programmleiter Jonas Blaumann über die Gründung und Ausrichtung des neuen Labels sowie ausgewählte Headliner zu sprechen. Hier lest ihr unsere Fragen und seine Antworten!
Hallo Jonas, vielen Dank, dass du dir die Zeit für unser Interview nimmst! Du bist der Programmleiter von Hayabusa, dem brandneuen Manga-Label des Carlsen Verlags. Du selbst bist mit der Branche aber bereits bestens vertraut – kannst du dich den Leser:innen, die dich noch nicht kennen, kurz vorstellen?
Jonas Blaumann (JB): Mein Name ist Jonas Blaumann und ich bin seit mehr als 20 Jahren in der Manga-Branche. Angefangen habe ich als Praktikant bei Egmont Manga. Dann war ich mit dabei, als bei Carlsen BANZAI! gestartet wurde – bis zur letzten Ausgabe dann als Chefredakteur. Ich habe als Redakteur unter anderem Reihen wie Naruto, Dragon Ball und Soul Eater betreut und mit einigen deutschen Künstler:innen wie zum Beispiel Melanie Schober (u. a. Personal Paradise) zusammengearbeitet. 2013 bekam ich dann die Chance, bei Egmont Manga die Programmleitung zu übernehmen. Das waren sechs sehr schöne und aufregende Jahre. 2019 haben meine Familie und ich dann beschlossen, Berlin zu verlassen und uns wieder in der Hamburger Gegend niederzulassen.
Wie kam es zu der Gründung von Hayabusa? Was habt ihr euch zum Ziel gesetzt, oder anders: Was macht Hayabusa-Titel aus?
JB: Der deutsche Manga-Markt wächst seit Jahren stetig. Wir sehen auch für die Zukunft noch viel Potential. Außerdem entwickeln sich die Leserschaften stetig weiter. Die Carlsen-Geschäftsführung wollte den Manga-Bereich, einen sehr wichtigen Teil des Verlags, stärken und ausbauen. Ein neues Label erschien dabei als die beste Möglichkeit. Carlsen Manga ist ein sehr breit aufgestellter Manga-Verlag – mit Stärken vor allem im Shonen-Bereich. Hayabusa spricht hauptsächlich ältere Mädchen beziehungsweise junge Frauen an. Deshalb legen wir einerseits einen Fokus auf Boys’ Love – meiner Meinung nach ein immer noch von vielen unterschätztes Genre. Aber auch aus allen anderen Genres präsentieren wir besondere Mangas – und nicht nur für weibliche Lesende: außergewöhnliche Liebesgeschichten, Feel-Good & Slice of Life, Spannendes, Lustiges und Schräges.
Ich freue mich sehr, dass ich für mein Team zwei sehr erfahrene und begeisterte Redakteur:innen gewinnen konnte: Cordelia und Germann. Cordelia hat diverse Manga-Serien (z. B. Bungo Stray Dogs und Atelier of Witch Hat) übersetzt und Germann hat als Redakteur unter anderem One Piece und Fairy Tail betreut.
Mit Carlsen Manga hat der Carlsen Verlag bereits ein etabliertes Manga-Label. Wie verhalten sich die beiden Marken zueinander?
JB: Carlsen Manga ist tatsächlich der etablierteste Manga-Verlag in Deutschland. Gerade im Shonen-Bereich wird ein Erfolg nach dem anderen gefeiert: von Dragon Ball über Naruto und One Piece bis My Hero Academia, um nur einige zu nennen. Diese Erfolgsgeschichte geht unaufhaltsam ihren Weg und wird das auch in Zukunft tun.
Hayabusa ist eine Ergänzung. Wir wollen Leser:innen erreichen, die Carlsen bisher nicht oder nur wenig erreicht hat. Mit diesem neuen Label können wir das, ohne das Bisherige verändern zu müssen. Selbstverständlich tauschen wir uns regelmäßig mit den Kolleg:innen von Carlsen Manga aus. Das heißt nicht, dass wir das Manga-Rad komplett neu erfinden. Es hat bei Carlsen immer Manga für alle Leser:innen gegeben. Jedoch lag bisher der Fokus schon sehr stark auf den Shonen-Reihen, und das wird auch so bleiben. Hayabusa setzt einfach noch einen drauf.
Kommen wir zu eurem ersten Programm und zu My Genderless Boyfriend – mit diesem Deutschlanddebüt von tamekou präsentiert ihr eine Feel-Good-Romance-Reihe rund um ein Pärchen, das gängige Rollenbilder auf den Kopf stellt. Wie seid ihr auf diesen Titel aufmerksam geworden und wie wurde Meguru quasi zum Coverboy eures ersten Line-ups?
JB: Ehrlich gesagt weiß ich schon gar nicht mehr, wie und wo wir auf My Genderless Boyfriend gestoßen sind – ob als Empfehlung einer Lizenzagentur oder selbst entdeckt. Ich kann nur sagen, dass wir von Anfang an hin und weg waren! Dieser Manga macht einfach Spaß – tolle und sympathische Charaktere, ein ungewöhnliches Setting und wunderschönes Artwork. Man fühlt sich einfach wohl beim Lesen. Auch diese Genderless-Thematik hat uns sofort gepackt. Welch schöne Vorstellung, dass man – egal welches Geschlecht man hat – sich anziehen, stylen, zurechtmachen kann, wie man möchte?! Und das, ohne dafür von irgendjemandem verurteilt zu werden …
In diese Richtung wollen wir übrigens noch weitere Manga bringen. Es ist uns ein persönliches Anliegen geworden, Unterhaltung zu machen, die Horizonte erweitert und mit gängigen Klischees bricht. Im ersten Programm ist das z.B. There is no Future in This Love. Während wir am ersten Programm gearbeitet haben, hat sich unser Profil ständig geschärft und vertieft. My Genderless Boyfriend trifft da einfach sehr viel exakt auf den Punkt, weshalb wir relativ schnell entschieden haben, dass diese Reihe einer unserer Schwerpunkte werden muss. Band 1 gibt es übrigens mit einer SNS Card und zwei superschönen Postkarten – nur in der ersten Auflage.
Unter euren Starttiteln finden sich auch gleich mehrere Boys’-Love-Mangas und mit den Fujoshi Files präsentiert ihr ein eigenes Gratis-Info-Magazin für eure Leser:innen. Das ein Genre erfreut sich ungebrochener Popularität und das Angebot wächst stetig. Mit welcher Zielsetzung hab ihr eure ersten BL-Titel ausgewählt? Worauf können die Fans gespannt sein?
JB: Ja, circa die Hälfte unserer Titel im ersten Programm sind Boys’-Love-Mangas. Wie bereits gesagt wird dieses Genre vielerorts stark unterschätzt, vor allem von Menschen, die sich damit bisher nicht beschäftigt haben.
Für mich persönlich war Boys’ Love immer schon etwas Besonderes. Ich wollte verstehen, was es mit diesem Phänomen auf sich hat: Frauen zeichnen Mangas für Frauen – mit fast ausschließlich männlichen Figuren, die dann meistens auch noch viel Sex haben. Das kann man niemandem einfach erklären, der sich mit der Materie nicht auskennt. Ich habe mehrere Boys’-Love-Manga von deutschen Künstlerinnen betreut. In meiner Zeit bei Egmont haben wir dort den Boys’-Love-Bereich stark und erfolgreich ausgebaut. All diese Erfahrungen fließen jetzt in das Hayabusa-Programm und die begleitenden Maßnahmen ein.
Seit wir uns im Hayabusa-Team so detailliert mit Boys’ Love beschäftigen, hat sich bei uns eine richtige Leidenschaft für das Thema entwickelt. Wir brennen für die Geschichten und wollen das an unsere Leser:innen weitergeben. Innerhalb des Boys’-Love-Genres gibt es eine unglaubliche Vielfalt – von soft und lustig über ernst und dramatisch bis hart und sehr explizit. Hayabusa bietet von Beginn an für alle Geschmäcker etwas. Und auch für den Winter 2021/22 haben wir bereits richtige Meilensteine unter Vertrag.
Um diese Vielfalt adäquat zu präsentieren, machen wir halbjährlich unser Leseproben-Magazin Fujoshi Files – gedruckt im Handel und online auf unserer Website zum Download. Kurz gesagt: Wer Boys’ Love mag, wird Hayabusa lieben…!
Für Fans von Fanservice-reicher Comedy habt ihr euch die Reihe Peter Grill and the Philosopher’s Time von Daisuke Hiyama geangelt, deren Anime-Adaption seit Sommer auch hier via Crunchyroll und Anime on Demand zu sehen ist. Abgesehen von Fans des Animes: Wer sollte die Reihe auf keinen Fall verpassen?
JB: Diesen Manga sollten sich alle reinziehen, die z.B. Die Monstermädchen (dt. bei KAZÉ Manga) mögen oder einfach gerne lachen. Die Gags in Peter Grill and the Philosopher’s Time sind einfach unschlagbar genial. Das Original ist schon lustig, aber an dieser Stelle muss ich besonders die Übersetzung loben. Der Übersetzer Martin Gericke und unser Redakteur Germann haben etwas wirklich außergewöhnlich Witziges draus gemacht. Fans von Harem-Manga werden begeistert sein, aber diese Reihe kann wirklich jede:r lesen – solange man sich nicht zu schade ist für ein Niveau, das mal über und auch mal unter der Gürtellinie liegt. Ach ja, wir empfehlen den Manga ab 16 Jahren und Band 1 kostet bis Ende Juni 2020 nur 5,- €.
Viele eurer Startbände haben sogenannte SNS Cards (s. Bild links) in Erstauflage – was hat es damit auf sich?
JB: Hier kommen wir noch mal auf das Boys’-Love-Thema zurück. Wir wollten was Besonderes für unsere Boys’-Love-Leser:innen machen. In Japan gibt es seit einiger Zeit einen Trend um diese SNS Cards. „SNS“ steht übrigens in Japan für „Social Network Services“, was einfach die sozialen Medien meint.
SNS Cards sind auf eine transparente Folie gedruckt und sehen aus wie ein Smartphone-Screen in Instagram-Look. Es sind jeweils freigestellte Figuren drauf. Nun kann man mit diesen SNS Cards schicke Fotos knipsen, z.B. ein Selfie mit dem Lieblingscharakter oder der Szene einen eigenen Hintergrund verpassen. Auch die eigene Katze lässt sich super zusammen mit den Figuren ablichten – solange sie es auch will, natürlich. Das Schöne daran: SNS Cards sind nicht nur schicke und hochwertige Sammler-Items, man kann damit kreativ sein und dann sogar noch tolle Fotos und Videos mit anderen Leser:innen und uns via Instagram teilen.
Die SNS Cards liegen gratis allen ersten Bänden einer neuen Reihe bzw. Einzelbänden bei – nur in der ersten Auflage. Im ersten Programm wird es zwölf verschiedene SNS Cards geben (eine davon zu My Genderless Boyfriend, auch wenn es sich hierbei nicht um Boys’ Love handelt). Und im folgenden Winter kommen dann noch mal mindestens zehn weitere dazu.
Habt ihr noch weitere Aktionen rund um den Labelstart geplant? Gibt es zum Beispiel SNS-Accounts, die sich Hayabusa-Followers in spe sofort notieren sollten?
JB: Natürlich hätten wir gerne eine richtig große Launchparty auf der Leipziger Buchmesse gefeiert und unser Label samt aller Titel dort den Leser:innen persönlich vorgestellt. Wegen der Corona-Pandemie passiert nun fast alles online.
Es wird diverse Aktionen geben, zu denen ich Stand heute noch nichts sagen kann. Aber es lohnt sich in jedem Fall, Hayabusa auf Instagram zu folgen, dort bleibt man jederzeit auf dem neuesten Stand.
Instagram: hayabusa_manga
Twitter: HayabusaTweets
Besucht außerdem gerne unsere Website: www.hayabusa-manga.de!
Für das kommende Programm habt ihr als weitere Extras auch Postkarten angekündigt. Gibt es vielleicht auch Pläne zu weiteren Extras oder Merchandise zu euren Titeln?
JB: Im ersten Programm bieten wir den Leser:innen für jeden Titel und jede Serie ein Extra. SNS Cards in den Boys’-Love-Titeln, Postkarten für alle anderen, außer Peter Grill and the Philosopher’s Time – dafür wird Band 1 die ersten drei Monate wie erwähnt zu einem Schnupperpreis von nur 5,- € zu bekommen sein.
Für die Folgeprogramme haben wir bereits sehr viele Ideen, über die ich heute noch nicht sprechen kann. Aber wir werden auf jeden Fall immer wieder tolle Extras machen – und auch über andere Produktformen denken wir schon nach. Vor allem anderen gilt für uns aber: Ohne gute Lizenzen und außergewöhnliche Geschichten geht nichts. Darauf liegt unser Fokus.
Seid ihr offen für Bewerbungen von heimischen Künstler:innen? Wenn ja: Worauf sollten diese bei der Erstellung eines Pitchs für Hayabusa achten, zum Beispiel im Hinblick auf die Art ihrer Storys?
JB: Natürlich sind wir dafür offen und freuen uns sehr, wenn sich Nachwuchskünstler:innen und auch bereits etablierte heimische Mangaka für Hayabusa interessieren. Meldet euch also sehr gerne bei uns. Boys’ Love ist grundsätzlich immer willkommen, aber auch andere Genres sind möglich. Sprechen kann man mit uns sowieso über alles.
Letzte Frage: Welcher Titel aus eurem Startprogramm ist dein persönlicher Favorit – und warum?
JB: Da kann ich mich nicht auf einen Titel festlegen. Meinen persönlichen Geschmack treffen Peter Grill and the Philosopher’s Time und Teach me how to Kill you am besten. Letzterer ist ein spannender und blutiger Psycho-Thriller mit wirklich grandiosem Artwork. Emotional berührt haben mich besonders There is no Future in This Love, eine Story über einem Mann, der sich im falschen Körper fühlt und sehr unglücklich verliebt ist, und Run Away With me, Girl, ein dramatischer Girls’-Love-Manga, der in Japan nur als eManga erschienen ist – also Weltpremiere in gedruckter Form bei Hayabusa.
Vielen Dank für deine Antworten!
Das Start-Line-up von Hayabusa haben wir hier in unserer News für euch aufbereitet!
Bilder © Hayabusa / CARLSEN Verlag GmbH