Interview: Mayu Sakai im Gespräch

Das komplette Gespräch mit der Momo: Little Devil-Manga-ka – plus Verlosung!

Romantische Shojo-Serien noch und nöcher: Mayu Sakai, unter anderem bekannt für Rockin‘ Heaven, Momo – Little Devil und Sugar * Soldier, war einer von TOKYOPOPs diesjährigen Ehrengästen auf der Manga Comic Convention. In der aktuellen AnimaniA 4/2015 findet ihr das ausführliche Interview, dass wir in Leipzig mit der sympathischen Künstlerin (Selbstporträt rechts) führen durften. Aus Platzgründen ist die Heftversion leicht gekürzt – hier lest ihr die vollständige Version. Und psst: Ganz unten auf dieser Seite erwartet euch noch ein ganz besonderes Gewinnspiel, bei dem ihr ein exklusiv für euch angefertigtes Mayu Sakai-Shikishi gewinnen könnt!

 

sugarsoldierHallo Frau Sakai, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen! Beginnen wir mit der Frage: Warum wollten Sie Manga-ka werden?
Mayu Sakai (MS):
Hallo, gerne! Ich habe schon als Kind gerne gezeichnet. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann genau ich damit angefangen habe, so klein war ich noch. Dazu habe ich auch immer sehr gerne Bücher gelesen. Wenn man so möchte, könnte man also sagen, dass ich mich dazu entschieden habe, Manga-ka zu werden, sobald ich davon erfuhr, dass es diesen Beruf überhaupt gibt.
Wie ist es dann dazu gekommen, dass Sie als Manga-ka debütieren durften?
MS:
Das Manga-Magazin Ribon hat schon damals regelmäßig Manuskripte gesammelt, das heißt, man konnte seine Werke einreichen. Das habe ich drei Mal gemacht, und beim vierten Mal wurde ich dann angenommen. Mein viertes Werk verhalf mir also zum Debüt.
Sugar-Soldier-F1_02Laut unserer Recherche haben Sie vor ihrem Debut noch als Assistentin gearbeitet. Was lernt man als Assistentin, und würden Sie Nachwuchs-Manga-kas diesen beruflichen Schritt heute empfehlen?
MS:
Es hängt natürlich sehr stark vom Charakter ab, sowohl ob man persönlich als auch ob man zeichnerisch dafür geeignet ist, als Assistent zu arbeiten. Ich persönlich halte es aber für sehr wichtig. Man lernt auf jeden Fall viel dazu, zum Beispiel zum Thema Seitenaufteilung, über die Größe der einzelnen Panels und wie groß Sprechblasen gezeichnet werden sollten. All solche Sachen lernt man als Assistent sehr gut, weil man direkt damit konfrontiert wird. Ich durfte als Assistentin wirklich alles einmal machen, Rastern, Paneln, Sprechblasen setzen und so weiter. Ich persönlich würde dem Nachwuchs diese Arbeit also auf jeden Fall empfehlen.
Sie haben inzwischen schon sehr viele eigenständige Werke verfasst – Respekt! Welchen Ihrer Titel sehen Sie als Ihren wichtigsten künstlerischen Entwicklungsschritt zwischen Ihren frühen Arbeiten und Ihrem aktuell laufenden Werk Sugar * Soldier?
MS:
Ich persönlich denke, das Werk, bei dem ich den größten Schritt vorwärts gemacht habe, ist Rockin‘ Heaven. Da habe ich zum ersten Mal sehr darauf geachtet, den Leser mit meiner Story zu begeistern, also so zu zeichnen, dass es nicht nur mir, sondern auch dem Leser Spaß macht. Sicher werden meine Lesern auch andere Punkte bemerken, in denen sich meine Werke ändert, die mir selbst gar nicht so auffallen. Aber ich persönlich würde Rockin‘ Heaven als Meilenstein werten.
sugarsoldier_p1_04Ist es Ihnen wichtig, für jeden Ihrer Mangas eine gänzlich neue Geschichte mit noch nie dagewesenen Charakteren zu erschaffen, oder ist es eher in Ihrem Interesse, dass Ihre Fans in jedem Mayu-Sakai-Titel typische Mayu Sakai-Elemente wiederfinden können?
MS:
Ich versuche wirklich, Charaktere zu schaffen, die sich von meinen vorherigen Figuren unterscheiden und ganz individuelle Eigenschaften haben. Ich möchte ja vermeiden, dass meine Leser denken, das meine Mangas immer so und so sind. Aber auch, wenn ich es versuche, ist es manchmal sehr schwierig.
Gibt es bestimmte Mädchen- oder Jungen-Typen, mit denen sie in Ihren Geschichten besonders gerne arbeiten?
MS: (lacht)
Es ist mir ein bisschen peinlich, das so zu sagen, aber ich stehe total auf unglückliche Charaktere! In meinen Werken kommen immer wieder unglückliche Charaktere vor. Das ist zwar ziemlich grausam von mir, und es tut mir auch immer sehr leid für die Figuren, die das Leid tragen müssen. Aber damit arbeite ich wirklich besonders gern.

 

ran1_0Gibt es einen Charakter aus einem Ihrer Werke, der Ihnen besonders am Herz liegt, und warum?
MS:
Das ist Ran aus Rockin‘ Heaven! (Anm. der Red.: Bild rechts) Ich mag ihn so sehr, dass ich meine Assistentin kürzlich einmal gebeten habe, „Rans“ Kleidung mit Rasterfolie zu bekleben – dabei arbeite ich inzwischen doch gar nicht mehr an Rockin‘ Heaven, sondern an Sugar * Soldier! (lacht)
Sie verfassen hauptsächlich romantische Shojo-Titel. Wie lassen Sie sich für romantische Szenen inspirieren? Schauen Sie gerne Liebesfilme, oder greifen Sie vielleicht auf eigene Erfahrungen oder die Erzählungen von Freunden zurück?
MS:
Es ist sowohl als auch. Ich lasse mich gerne von Liebesfilmen oder allgemein von Filmen inspirieren, wenn auch eher im bildnerischen Bereich. Wenn mir also bestimmte Bilder gefallen, versuche ich, diese in meinem Werk auf meine Art und Weise umzusetzen. Und natürlich höre ich im Alltag auch sehr viel meinen Freunden zu. Da höre ich teilweise schreckliche Sachen, die ich dann in abgemilderter Form in meine Werke einfließen lasse. Abgesehen davon denke ich eigentlich ständig über Romantik und romantische Szenen nach, auch jetzt gerade, wo ich rede.
Sugar-Soldier-F2_04Könnten Sie uns ihren monatlichen Workflow schildern?
MS:
Ich werde mal einen optimalen Monat vorstellen, also so, wie es eigentlich ablaufen sollte. Es klappt nicht immer, aber generell ist es so, dass ich vom ersten bis zum fünften im Monat die Story, also die Grundlage erschaffe. Vom sechsten bis zum 18. zeichne ich. Das ist quasi der Hauptpart. Dann nehme ich mir zwei Tage Pause. Und ab dem 20. ungefähr male ich die Titelbilder und alles, was farbig für das Cover gebraucht wird oder als Ankündigung für das nächste Mal. Optimalerweise, wenn ich dann mit allem durch bin und alles zeitlich passt, nehme ich mir am 30. und am 31. Zeit, um den Haushalt zu machen, aufzuräumen, sauber zu machen und so weiter.
Ihre Heldinnen sind immer sehr hübsch angezogen, egal, welchen persönlichen Stil sie haben. Woher nehmen Sie die Inspiration für die schönen Kostüme ihrer Figuren?
MS:
Grundsätzlich achte ich sehr darauf, dass die Kleider aus feinen Linien bestehen, also sehr mädchenhaft wirken. Weil die Zeitschrift Ribon betrifft von sehr modisch und modern eingestellten Zielgruppen gelesen wird, achte ich sehr auf den Trend, also darauf, was gerade in ist. Natürlich ändere ich das dann auf meine eigene Art und Weise etwas ab. Ich kaufe mir aber kaum Modezeitschriften oder ähnliches, sondern inspiriere mich in erster Linie im Internet. Ich suche zum Beispiel nach Bildern von Grundschulkindern. Normalerweise gehe ich dann so vor, dass ich die Kleidung etwas jünger und kindlicher gestalte, als sie in dem Alter in der Realität tatsächlich getragen werden würde. Zum Beispiel mit vielen Herzen drauf, ganz so, dass es süß aussieht.
Momo-F1_01Was an Ihren Zeichnungen ebenfalls besonders auffällt, sind die strahlenden Augen ihrer Heldinnen. Können Sie Nachwuchszeichnern einen Zeichentipp geben, wie ihnen das Zeichnen lebendiger Mädchenaugen am besten gelingt?
MS:
Das kann man leider nicht wirklich erklären…Das muss man selber herausfinden und üben. Hmm. Vielleicht, so als Herangehensweise: Zeichnet so, als wenn würdet ihr euch selbst schminken. Also genau so vorsichtig und sorgfältig. Das Zeichnen von Augen ist aber generell sehr sehr schwierig. Ich bin selber noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem ich zufrieden bin. Ich bin selber noch in der Phase, vieles auszuprobieren.

 

Bevorzugen Sie traditionelle oder digitale Zeichenmaterialien?
MS:
Momentan zeichne ich die Mangas an sich noch auf die klassische Art und Weise. Wenn ich, wie ich eben erzählt habe, die Titelbilder male, mache ich das aber digital. Wenn man mich jetzt fragen würde, was ich mehr mag, dann fühle ich mich einfach viel freier, wenn ich klassisch zeichne. Aber in Zukunft muss man natürlich mit solchen Grafiktabletts auch umgehen können. Deswegen ist das etwas, was ich immer mehr versuche, einzubringen, damit ich mich auch in Zukunft über Wasser halten kann. (lacht)
momo_p_02Gibt es eine besondere Storyline oder einen bestimmten Charakter, die sie gerne zeichnen würden?
MS:
Worüber ich bisher noch nicht wirklich gezeichnet habe, sind Jungs. Mädchen habe ich bisher schon mehrmals dargestellt. Es ist natürlich sehr schwierig in einem Shojo-Manga, einen Jungen als Hauptperson zu nehmen. Dementsprechend würde ich ihn lieber als Maskottchen einbinden, ungefähr so wie Momo im gleichnamigen Werk nicht die eigentliche Hauptperson war, sondern einfach eine Figur, die eine Schlüsselposition einnimmt, aber trotzdem keine Hauptperson ist.

 

Haben Sie noch eine Botschaft an Ihre Fans?
MS:
Ich bin sehr dankbar, dass Leserkreise aus einem so weit entfernten Land meine Werke lesen. Ich bekomme sogar Briefe aus Deutschland und freue mich jedes Mal. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken! Es ist wirklich wie ein Wunder für mich, dass meine Werke unter deutschen Lesern Zustimmung finden. Ich möchte mich auch in Zukunft sehr darum bemühen, euren Erwartungen weiterhin gerecht zu werden.
Frau Sakai, vielen Dank für Ihre Zeit!

 

Sugar-Soldier-F2_05>>> Shikishi-Verlosung!!

In Zusammenarbeit mit Mayu Sakai, Shueisha und TOKYOPOP verlosen wir unter den AnimaniA-Lesern ein exklusives Mayu-Sakai-Shikishi! Sakai-san wird extra für den Gewinner oder die Gewinnerin eine farbige Zeichnung anfertigen und sie ihm oder ihr widmen. Um am Gewinnspiel für dieses einmalige Unikat teilzunehmen, schickt einfach eine Mail mit dem Betreff „Mayu Sakai“ an gewinnspiele@animania.de und verratet uns, warum genau ihr das Shikishi gewinnen solltet. Das Gewinnspiel endet am 5. August. Viel Glück!

 

© Mayu Sakai

MOMO © 2008 by Mayu Sakai / SHUEISHA Inc.

SUGAR * SOLDIER © 2011 by Mayu Sakai / SHUEISHA Inc.

MAYU SAKAI COLLECTION – ROCKIN’ HEAVEN & MORE © 2010 by Mayu Sakai