Interview: Keri Kusabi – Unter unstillbares Verlangen

Keri Kusabi
© Keri Kusabi / ShuCream Inc.

TOKYOPOP hatte zur Manga-Comic-Con im März die Manga-ka Keri Kusabi eingeladen, die Schöpferin der Boys‘-Love-Reihe Unser unstillbares Verlangen, die euch in ein Omegaverse entführt – eine Welt, in der neben Geschlechtern auch die Merkmale Alpha, Beta und Omega existieren und das Gefüge der Gesellschaft bestimmen. Nach der Corona-bedingten Absage der Veranstaltung nahm sich die Manga-ka, die sich auch sehr auf ihren ersten Deutschlandbesuch gefreut hatte, gleichwohl die Zeit, unsere Interviewfragen für euch zu beantworten. Während wir die Daumen drücken, dass sich bald eine Gelegenheit bietet, den Deutschlandauftritt nachzuholen, präsentieren wir euch in der Zwischenzeit unser Interview mit Keri Kusabi (mehr zu Unser unstillbares Verlangen lest ihr in der aktuellen AnimaniA 4/2020)!

Kusabi-sensei, wie kam es dazu, dass Sie Manga-ka geworden sind?

Keri Kusabi (KK): Ich habe zuerst hobbymäßig gezeichnet. Manga zu zeichnen war aber seit meiner Kindheit mein Traum und ich habe deshalb an der Kunsthochschule auch Ölmalerei studiert. Den Sprung zum Profi konnte ich dann machen, weil die Redakteurin von Unser unstillbares Verlangen mich entdeckt hat!

Keri Kusabi
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Wie sind Sie ursprünglich auf Omegaverse-Geschichten aufmerksam geworden und worin liegt für Sie persönlich der Reiz, sie zu erzählen und zu zeichnen?

KK: Als Omegaverse vor einigen Jahren in Japan aufkam und in der Fanszene vermehrt aufzufinden war, habe ich eine Zusammenfassung zu dem Thema im Internet gefunden und war davon völlig gefesselt! Der Reiz des Omegaverse ist wohl das besondere Partnersystem. Ich mag die absolute Beziehung zwischen Alphas und Omegas – und auch das drückende, schmerzliche Gefühl des Aufeinandertreffens der beiden Parts, die sich gegenseitig sowohl seelisch als auch körperlich begehren.

Wie kam es dann zu der Umsetzung Ihrer aktuellen großen Debütreihe Unser unstillbares Verlangen?

KK: Wie bereits erwähnt wurde ich von meiner Redakteurin entdeckt. Ich habe dann den Wunsch geäußert, ein Omegaverse-Werk zu zeichnen, in dem ein starker Omega vorkommt. Ich hätte damals nicht gedacht, dass die Reihe so lange weitergehen würde, dass ich sie bis hin zur Beta-Serie, also über den ersten Band hinaus, zeichnen kann …

Welche Rolle würden Sie in einem Omegaverse einnehmen wollen? Oder anders gefragt: Welche Vor- und Nachteile haben die Typen Alpha, Beta und Omega aus Ihrer Sicht?

KK: Schwer zu sagen, aber wenn schon, denn schon: Dann wäre ich gerne ein Alpha und würde einmal ein Elite-Leben erleben wollen! Der Vorteil von Alphas liegt ja in ihrer Überlegenheit. Ich finde allerdings, dass diese Sichtweise die individuellen Mühen und Anstrengungen jedes einzelnen Alphas nicht richtig berücksichtigt. Außerdem ist es ja auch stressig, wenn man überall Pheromone abbekommt … Betas haben verglichen mit Alphas und Omegas keine solchen Einschränkungen, dafür werden sie aber in der Hierarchie nie höher als Alphas steigen können. Omegas finde ich super, weil sie sowohl die Gefahr der Brunst als auch Schönheit in sich tragen. Ihre Nachteile stelle ich in Unser unsterbliches Verlangen ausführlich dar. (lacht)

Keri Kusabi
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Wie entstehen Ihre Manga-Seiten und welches Werkzeug benutzen Sie?

KK: Ich fange mit den Names an, also den Vorskizzen der Seiten, die wie ein Storyboard dem Aufbau des Gesamt-Manga-Bandes dienen. Die Illustrationen zeichne ich dann alle digital und benutze dazu die Software CLIP STUDIO PAINT. Die Reihenfolge ist wie folgt: Nach dem Name folgt das Inken, also das Reinzeichnen der Charaktere und der Hintergründe. Dann kommt die „Beta“-Phase dran, das Ausmalen der Schwarzflächen. Danach sind die Raster an der Reihe, bevor abschließende Feinarbeiten als letzter Schliff drankommen.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus? Haben Sie zum Beispiel feste Wochenpläne oder arbeiten Sie mit Assistenten zusammen?

KK: Es ist peinlich, das zu sagen, aber ich fange erst an, Gas zu geben, wenn mir die Deadline auf die Pelle rückt! Meine freien Tage sind quasi die Tage, an denen ich mir vorgenommen habe, mich zu vergnügen. Assistenten habe ich keine.

Keri Kusabi
© Keri Kusabi
Die deutschen Fans fiebern dem vierten Band von Unser unstillbares Verlangen entgegen. Worauf dürfen sie sich freuen und haben Sie die Story der Reihe schon komplett durchgeplant?

KK: Es freut mich, das zu hören, vielen Dank! Ich denke, in Band 4 wird es darum gehen, was im Hinblick auf das „Glück für einen Omega“ als mögliche Zukunft denkbar ist. Bezüglich des Beta-Parts stand schon zu einem recht frühen Zeitpunkt fest, wie der Storyverlauf bis zum Ende aussehen wird.

Was macht für Sie eine gute Erotikszene aus?

KK: Ich finde nicht nur den Sex an sich, also ab dem Punkt, wenn sich die Beteiligten ausziehen, erotisch. Meiner Meinung nach ist es beispielsweise auch erotisch, wenn sich zwei Figuren in Anzügen ganz nah gegenüberstehen und nur miteinander reden. Ich finde den menschlichen Körper schön und bei meiner Arbeit versuche ich, das immer im Blick zu haben, damit die Leser das auch so empfinden können.

Haben Sie vielleicht einen Zeichentipp für angehende Boys‘-Love-Künstler?

KK: Setzt euch eine Deadline und denkt euch eine „Mission“ für das Werk aus, auf die ihr achten möchtet. Und dann denkt bis zur Deadline beim Zeichnen an diese Mission und stellt das Werk fertig. Ich denke, dies immer wieder zu wiederholen, ist wichtig.

Keri Kusabi
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Haben Sie zum Abschluss noch eine Botschaft an die deutschen Fans?

KK: Hallo, Leser in Deutschland! Vielen Dank, dass ihr bis zum Ende gelesen habt! Ich war noch nie in Deutschland und hatte mich sehr darauf gefreut, euch zu besuchen. Ich freue mich wirklich sehr darüber, dass ihr Unser unstillbares Verlangen lest! Für mich ist es das höchste Glück, wenn der Manga geliebt wird und in irgendeiner Form in Erinnerung bleibt. Ich gebe mir Mühe, dass ihr so schnell wie möglich die Fortsetzung lesen könnt. Bitte unterstützt den Titel weiterhin! Vielen Dank!!

Kusabi-sensei, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für unsere Fragen genommen haben! Bleiben Sie gesund!

Die Manga-ka hat übrigens auch eine Dankes- und Grußbotschaft an ihre deutsche Leserschaft verfasst, die TOKYOPOP auf ein Shikishi gedruckt hat (s. Bild unten, Übersetzung aufder Rückseite). Dieses könnt ihr exklusiv im Onlineshop des Publishers mitbestellen, solange der Vorrat reicht!

Keri Kusabi

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