Fate/stay night [Heaven’s Feel] I. presage flower: Interview mit dem Produktionsteam

Das Heaven’s Feel-Produktionsteam v.l.n.r.: Regisseur Tomonori Sudo, Artdirector Koji Eto, Director of Photography Yuichi Terao, Production Manager Ryo Kondo, Associate Producer Yuma Takahashi


Mit Fate/stay night [Heaven’s Feel] I. presage flower veröffentlicht peppermint anime am 7. Dezember den heiß ersehnten ersten Teil der aktuellen Fate-Movie-Trilogie, die die dritte Storyroute der japanischen Visual Novel Fate/stay night adaptiert, auf DVD und Blu-ray Disc. 
Pünktlich zum Home-Entertainment-Release präsentieren wir euch hier unser Interview mit dem Produktionsteam, das wir am 3. Februar im Rahmen des AKIBA PASS Festivals im Kölner Cinedom trafen. Der gut aufgelegte und sehr aufgeschlossene Movie-Staff um Regisseur Tomonori Sudo gewährte uns in unserem Gespräch viele informative Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Films und beleuchtete unter anderem auch sehr ausführlich die produktionstechnischen Entscheidungsprozesse, die dieses Projekt begleiteten. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!

© TYPE-MOON,ufotable,FSNPC

Herr Sudo, fangen wir mal ganz von vorne an: Wie ist es dazu gekommen, dass Sie Anime-Regisseur wurden?
Tomonori Sudo (Sudo): Ich habe in der Branche als Animator angefangen und arbeite immer noch als solcher. Das heißt, ich zeichne Key Visuals und so weiter. Mein erstes Werk, das ich als Regisseur betreut habe, war the Garden of sinners, wofür mich das Studio ufotable angefragt hatte. Zu der Zeit arbeiteten wir auch an Fate/Zero und ein Senpai – der eigentlich jünger ist als ich – hat mir damals an einzelnen Folgen der Serie gezeigt, wie die Arbeit eines Regisseurs funktioniert. Und nach the Garden of sinners wurde ich dieses Mal auch für Heaven’s Feel als Regisseur angefragt.

Gibt es Animes, Filme oder Regisseure, die Sie besonders geprägt haben und die beziehungsweise deren Werke Sie sich gerne anschauen?
Sudo: Da gibt es nichts Spezielles, was ich als Titel benennen könnte, aber ich mag Filme an sich sehr gern, und sehe mir die, die mir gefallen, auch immer wieder an – egal ob westliche oder japanische. Japanische Filme mag ich nämlich auch sehr gern. Ich habe auch den Eindruck, bei meiner Arbeit mehr von japanischen Filmen beeinflusst worden zu sein. Spezielle Titel könnte ich wirklich nicht benennen. Würde ich nun einen der sehr vielen Filme nennen, wäre ich mir nicht sicher, ob ich das, was ich daraus gelernt habe, auch entsprechend gut selbst in meine Arbeit einfließen lasse. Ich bin noch dabei, zu lernen! Als ich damals frisch als Animator angefangen habe, habe ich mir vor allem gerne Animes angesehen, die ich besonders gut gezeichnet fand. Ich habe mir viele Techniken abgeschaut, zum Beispiel was für Effekte man erzielen kann, wenn man zwei Cuts entsprechend verbindet und so weiter.

Sie haben ja bereits an Fate/stay night: Unlimited Blade Works und Fate/Zero mitgewirkt, unter anderem als Charakterdesigner. Wie war es für Sie, bei Fate/stay night [Heaven’s Feel] I. presage flower jetzt auch als Regisseur verantwortlich zu sein?
Sudo: Es war noch gar nicht lange her, dass wir an Unlimited Blade Works gearbeitet hatten, deshalb hatte ich ein Team um mich, bei dem jeder die Charaktere und das Weltbild der Serie tief verinnerlicht hatte. Das war natürlich ein sehr großer Vorteil! Man musste niemandem erklären, was Heaven’s Feel an sich für ein Werk ist, sondern wir konnten direkte Vergleiche ziehen. Dann hieß es: „Bei Unlimited Blade Works haben wir das so und so gemacht, aber im Vergleich dazu muss es bei Heaven’s Feel jetzt so und so gemacht werden.“ Und alle haben direkt verstanden, worum es ging. Das hat vieles erleichtert.

Im Vergleich zu den vorhergehenden Adaptionen hält sich [Heaven’s Feel] I. presage flower in Sachen erläuternde Exposition und Monologen auffällig zurück und konzentriert sich ganz auf das Hier und Jetzt in den Szenen. Wie kam es zu dieser Entscheidung und was steckt dahinter?
Sudo: Ich denke, hier liegt der Unterschied vor allem beim Format, schließlich ist Heaven’s Feel ein Kinofilm. Die Zuschauer versammeln sich in einem dunklen Kinosaal und sehen alle konzentriert auf die Leinwand. Bei einer TV-Serie gibt es auch Zuschauer, die neben dem Schauen noch irgendwas anderes machen oder von etwas anderem abgelenkt werden. Hier wollte ich nicht alles bis ins kleinste Detail erklären, sondern habe mir eher Gedanken gemacht, wo welche Musik abgespielt werden sollte und dergleichen. Vielleicht ist der Kinofilm an sich schwerer verständlich, aber ich glaube, dass es sich dafür umso besser für den Zuschauer anfühlt, wenn er die Szenen und die Atmosphäre von sich aus erfasst und versteht.
Yuichi Terao (Terao): Man hat dann das Gefühl, man dürfe seinen Blick nicht von der Leinwand abwenden.
Sudo: Ich finde es auch schöner, wenn man innere Gedanken und Gefühle nicht nach außen trägt, sondern der Zuschauer alles an der Mimik der Charaktere und der Atmosphäre erfassen und erfühlen kann. Ich hoffe sehr, dass das klappt! Es würde mich zumindest sehr freuen.

Herr Eto, Herr Terao: Sie haben schon bei Fate/Zero und Fate/stay night: Unlimited Blade Works in Ihrer jeweiligen Position gearbeitet – welche Ziele hatten Sie für die Umsetzung der Heaven’s Feel-Route?
Koji Eto (Eto): Als Artdirector bin ich ja für das Zeichnen der Hintergründe zuständig. Bei Fate/Zero und Fate/stay night: Unlimited Blade Works habe ich darauf hingearbeitet, besonders eindrucksvolle Hintergründe zu zeichnen, die möglichst fotorealistisch und allein für sich schon sehr ausdrucksstark und überwältigend wären. Doch jetzt bei Heaven’s Feel geht es vor allem um Sakuras und Shirous Gefühle und ihr Alltagsleben. Die erste Hälfte des Films ist auch relativ dramatisch. Hier habe ich eher plakativere als fotorealistische Hintergründe angestrebt, die umso besser zu den Charakteren passen sollten. Natürlich sollten sie so fotorealistisch wie möglich wirken, aber ich wollte, dass sie ebenso schön sind – und dennoch möglichst nicht von den Charakteren ablenken, sondern diese gut zur Geltung bringen.
Terao: Als Director of Photography habe ich bei den vorangegangenen Werken, also bei Fate/Zero und Fate/stay night, hauptsächlich daran gearbeitet, einzelnen Szenen mehr Licht zu verleihen und sie heller zu machen. Ich habe immer mehr und mehr Licht hinzugefügt! Bevor es diesmal los ging, bat mich der Regisseur, Herr Sudo, darum, anstelle von Licht sehr viel Schatten hinzuzufügen. Der ganze Film sollte so dunkel wie möglich wirken und nur zwischendurch an den passenden Stellen etwas Licht hindurchscheinen. Bisher bestand meine Arbeit also hauptsächlich daraus, durch Hinzufügen von Licht alles heller zu machen und nun musste ich den Film im Gegenteil durch mehr Schatten und verschiedene Effekte quasi abdunkeln. Das war eine neue Erfahrung für mich und dementsprechend auch eine Herausforderung.

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Wie sind Sie Artdirector beziehungsweise Director of Photography geworden und was gehört alles zu ihren Aufgaben?
Eto: Ich habe mit TYPE-MOON bereits seit der sechsten OVA von the Garden of sinners als Artdirector zusammengearbeitet. Damals war ich noch nicht bei ufotable, sondern bei einem anderen Studio, das vor allem auf Hintergründe spezialisiert war. Damals hat ufotable uns angeheuert und ich habe schon für den zweiten Teil von the Garden of sinners einige Hintergründe gezeichnet. Beim fünften Teil hat mich mein damaliger Chef gefragt, ob ich als Artdirector am sechsten Teil mitarbeiten wollen würde, wodurch ich dann zum ersten Mal zu dieser Position kam. An Fate/Zero habe ich noch als Mitglied meiner damaligen Firma mitgearbeitet. Danach haben mich Herr Kondo und Herr Terao von ufotable zur Zusammenarbeit eingeladen, so dass ich ab Unlimited Blade Works mit allen zusammen als Teil von ufotable mitgearbeitet habe.
Terao: Ich habe schon an der Uni mit anderen Studenten einige Anime gemacht. Damals habe ich Storyboards gezeichnet und vor allem Hintergründe und Aufnahmen gemacht. Die damals erstellten Filme habe ich dann bei einer Suche nach einem Job bei ufotable vorgelegt. Anfangs wollte ich auch Animationsproduzent werden, genau wie Herr Ryo Kondo. Doch als sie die Filme gesehen haben, die ich bisher gemacht habe, wurden sie wütend und sagten: „Du kannst doch nicht Produzent werden, wenn du selbst so was hier erschaffen kannst! Du verstehst aber auch gar nichts!“ Und da sie wirklich sehr wütend waren, dachte ich schon, ich würde da gar keinen Job mehr bekommen. (lacht) Doch sie sagten, ich dürfe ab der nächsten Woche kommen und ab da habe ich mit den Aufnahmen angefangen. Ich arbeite nicht immer als Director of Photography, aber diese Tätigkeit übe ich schon am längsten aus und deswegen werde ich im Team wohl auch häufig für diese Position angefragt.

Eto: Als Artdirector bin ich, wie gesagt, für alle Hintergründe verantwortlich, die man hinter den Charakteren sieht. Ich zeichne also für jede Situation einen Hintergrund, zumindest im Entwurf. Bei einer Anime-Folge sind das etwa 300 Hintergründe, bei einem Film über 1000. Die Entwürfe lege ich dann dem Regisseur, diesmal also Herrn Sudo, vor und bespreche mit ihm, für welche Szene welcher Hintergrund in welcher Farbgebung angedacht wäre. Die überarbeiteten Entwürfe bekommt dann der Rest des Teams zum Zeichnen und meine Aufgabe als Artdirector besteht dann darin, die fertigen Hintergründe am Ende auch nochmals alle zu überprüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten.
Terao: Wenn ein Anime gezeichnet wird, wirkt er zunächst in der groben Fassung relativ „flach“. Aber es gibt ja verschiedene Oberflächen, wie zum Beispiel Stoff oder Metall, und Licht- und Schattenspiele, wie die Lichter in der Stadt und so weiter. Meine Aufgabe ist es also, den Zeichnungen weitere Tiefe zu verleihen, indem ich verschiedene Effekte, Licht und Schatten hinzufüge und alles ein wenig aneinander anpasse, damit es am Ende auch ein harmonisches Gesamtbild ergibt. Herr Eto zeichnet also die Hintergründe und ich überarbeite sie dann nochmals mit den passenden Effekten und Lichtverhältnissen, um sie möglichst gut zur Geltung zu bringen.

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Bei dem Schauplatz der Handlung, Fuyuki City, handelt es sich um einen fiktiven Ort. Welche Möglichkeiten und Herausforderungen eröffnet Ihnen das als Kreativschaffende? Fällt es Ihnen zum Beispiel leichter, weil es keine reale Vorlage gibt oder macht es die Aufgabe vielleicht gerade dadurch schwerer?
Eto: Wir möchten gern einen Schauplatz erschaffen, der so nur in dieser Welt existiert, den Zuschauern aber dennoch das Gefühl gibt, als könnte er irgendwo so real existieren. Dabei lassen wir uns von keinem speziellen Ort an sich inspirieren, sondern von sehr vielen verschiedenen Orten und Details. Wir haben viele Orte in Japan bereist und viel Material gesammelt. Die japanischen Fans reisen auch oft gern an Orte, von denen sie denken, dass diese als Inspirationsquelle für diesen und jenen Ort in einem Anime gedient hätten. Für die Kirche in Fuyuki (s. Screenshot rechts) suchen sie dann beispielsweise eine raus, die dem Stil nahekommt. Es wäre schön, wenn einige deutsche Fans das auch mal ausprobieren würden! Ein besonders bekannter Spot ist zum Beispiel die rote Brücke in Kobe, Kobe Ohashi, die in Fate/Zero und Fate/stay night vorkam. In Fate/Zero taucht sie besonders oft auf – vor allem als Rider und Gilgamesh kämpfen.[tie_slideshow]
[tie_slide]  Wiederkehrender Spot: Die Kobe Ohashi, die markante rote Brücke im Hafen von Kobe …
© AnimaniA-Magazin[/tie_slide]
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… taucht in den Fate-Animes immer wieder auf. Sie ist nicht nur sehr oft in Fate/Zero zu sehen, …
©Nitroplus/TYPE-MOON・ufotable・FZPC
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[tie_slide]  … sondern darf natürlich auch in Fate/stay night [Heaven’s Feel] I. presage flower nicht fehlen!
©TYPE-MOON,ufotable,FSNPC[/tie_slide]

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Terao: Am besten ist es für uns übrigens, wenn wir beides mischen können. Einen Ort, der bereits existiert, bis ins Detail für den Film zu übertragen ist genauso schwer, wie sich einen völlig neuen Ort von Null an auszudenken und ihn zu kreieren. Wenn wir jedoch einige Bestandteile übernehmen können – so was wie Straßen, Laternen, einzelne Wände oder etwas in der Art – und dann nur neu kreieren, was wir für den Film brauchen, dann ist das für uns in der Herstellung von der Zeit und dem Aufwand her am besten umsetzbar. Wir tun auch unser Bestes, um das ganze möglichst hochqualitativ umzusetzen!
Eto: Ich komme eigentlich aus Kobe, aber seitdem ich arbeite, war ich gar nicht mehr zu Hause! Ich würde einzelne Orte, die wir für den Film verwendet haben, aber auch gern mal wieder live sehen und vergleichen.
Terao: Japanische Fans haben auch Spaß daran, beim Schauen zu überlegen, an welche Orte die Schauplätze dieser und jener Szene angelehnt sein könnten. Wir überprüfen nicht, ob sie das richtig erraten haben oder so, aber viele Sachen sind schon ziemlich offensichtlich. Es gibt aber auch noch sehr viele Details, die noch niemand bemerkt hat.

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Herr Kondo, Herr Takahashi, Sie sind beide als Produzenten an [Heaven’s Feel] I. presage flower Könnten Sie unseren Lesern Ihre jeweiligen Aufgaben während dieser Produktion etwas näher erläutern?
Yuma Takahashi (Takahashi): Als Produzent von Aniplex bespreche ich mich mit dem Rest des Teams, was für ein Werk überhaupt produziert werden soll, wie es inhaltlich aufgebaut und in welcher Form umgesetzt werden soll und was wir für die Produktion alles brauchen werden. Meine Aufgabe ist es dann auch, zu überlegen und zu entscheiden, wo in Japan so ein Film dann ausgestrahlt werden soll und auch in welchen Kinos, wie die Werbung aussehen soll, wo wir diese auf welche Weise einsetzen und dergleichen.
Ryo Kondo (Kondo): Ich selbst bin nicht als Produzent per se, sondern als Production Manager für den Film zuständig. Wir haben bei ufotable ja zwei Kondos – derjenige, der als „Produzent“ aufgeführt wird, ist Herr Hikaru Kondo. Zu meinen Aufgaben zählt dann zum Beispiel, für eine solche Produktion das Team zusammenzustellen. Wenn Material gesammelt werden muss, dann sorge ich dafür, dass wir es bekommen – oder suche aus, wer sich darum kümmern soll. Ich behalte auch den Zeitplan im Auge, den ich selbst mitgestalte und bin quasi dafür verantwortlich, dass zwischen den Mitarbeitern und der Werkproduktion an sich alles stimmt.

Lebensgroße Fate-Helden: Am 3. Februar stand das Kölner Cinedom im Rahmen des AKIBAPASS Festivals ganz im Zeichen von Fate/stay night [Heaven’s Feel] I. presage flower © AnimaniA-Magazin
Nach den Serien Fate/Zero und Unlimited Blade Works wird Heaven’s Feel als Movie-Reihe adaptiert. Können Sie uns etwas darüber erzählen, wie es zu dieser Entscheidung kam und welche Vorteile die Movie-Aufbereitung bietet?
Takahashi: Wir haben beide Projekte, also sowohl  Unlimited Blade Works als auch Heaven’s Feel, betreut und wollten beide Werke verfilmen. Irgendwie hat es sich für uns ganz natürlich ergeben, dass Unlimited Blade Works als Fernsehserie und Heaven’s Feel als Film produziert werden sollte. Diese jeweiligen Formate bringen das jeweilige Werk einfach am besten zur Geltung und präsentieren deren jeweiligen Inhalt auch auf die bestmögliche Art und Weise. Darüber waren wir uns bei ufotable und Aniplex alle einig. Herr Sudo schlug dann vor, den Film in drei Teile aufzuteilen und diesen Vorschlag fanden wir ebenso sehr gut.
Sudo: Ich habe überlegt, welches Format am besten zur Umsetzung passen würde und welche Aufteilung realistisch wäre. Anfangs dachte ich auch darüber nach, den Film in zwei Teile zu unterteilen, aber inhaltlich machten die drei Teile mehr Sinn und in diesen Abständen war es auch realistischer, die Produktion umzusetzen. So haben wir auch mehr Möglichkeiten und können konzentriert an den Teilen arbeiten.
Takahashi: Herr Sudo erklärte uns, wie er die inhaltliche Unterteilung geplant hatte und wir fanden diese auch überzeugend und gut durchdacht. Ein Vorteil der Filmproduktion ist auch, dass ein Kinofilm mehr Zeit bietet. Eine Fernsehserie ist ja in mehrere Episoden unterteilt, so dass man nach den 20 bis 25 Minuten jedes Mal einen Schnitt machen muss. Beim Film hat man diese Einschränkung nicht und ist demnach in der Produktion auch viel freier.

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An die Runde: Auch visuell hebt der Film das Fate-Erlebnis noch einmal auf ein neues Level, unter anderem beeindrucken die dynamischen Kampfszenen und der harmonische Einsatz von CG-Animationen. Wie haben Sie festgelegt, welche Elemente im CG-Verfahren entstehen? Erläutern Sie dies zum Beispiel gerne anhand der beeindruckend gruseligen Insekten von Zouken Matou.
Terao: Wenn wir vom Team das Storyboard von Herrn Sudo erhalten, dann haben wir irgendwie alle automatisch im Kopf, wer welche Szene übernehmen sollte. Also, wer vom Team für welche Szene verantwortlich sein sollte. Natürlich gibt es auch eine Besprechung zu jeder Szene, aber wir fragen nie: „Was machen wir denn mit der Szene?“, sondern es ist eher ein Kommentar: „Also das muss natürlich der und der übernehmen!“ Wir alle denken da irgendwie wirklich das Gleiche und so wird entschieden, wer welche Szene macht. Es gibt natürlich auch Szenen, bei denen sich das etwas schwieriger gestaltet. Die Insekten von Zouken Matou tauchen ja schon seit Fate/Zero auf. Dort mussten sie auch schon gruselig wirken und vor allem waren es auch immer sehr viele. Bei allen vorangegangenen Produktionen war bei ufotable als 3D- und CG-Director immer Herr Kojiro Shishido verantwortlich. Er mag diese Aufgabe sehr gern und ist unter uns allen im Team auch der Beste darin! Als wir ihn fragten, ob er diese Szenen wieder übernehmen würde, war er daher natürlich gern wieder dabei.
Sudo: Wir entscheiden auch je nach Szene, wann gezeichnet und wann mit CG gearbeitet werden sollte. Wenn Shirou zum Beispiel zu sehen ist, muss die Szene an seine Bewegungen angepasst werden – und dann wird sie auch gezeichnet. Alles andere machen wir dann mit CG.
Terao: Und das Innere des Matou-Anwesens mit all den Insekten wurde dann wie selbstverständlich mit CG bearbeitet. Wir arbeiten ja über drei Jahre an Heaven’s Feel, aber das Team ist quasi das Gleiche, das auch schon an the Garden of sinners zusammengearbeitet hat. Wir verstehen uns alle sehr gut und die Verständigung klappt bei uns super. Da wir uns alle auch sehr gut kennen, weiß so ziemlich jeder, wer, welche Aufgabe am besten bewältigen kann, so dass wir selten Probleme haben, diese jeweils unter uns aufzuteilen.

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Wie ist es Ihnen gelungen, diese besondere Harmonie zwischen Charakteren, Hintergründen und CG herzustellen, die ein geradezu fotorealistisches Anime-Erlebnis möglich macht?
Terao: Wir arbeiten schon seit zehn Jahren daran, von Hand animierte Szenen mit CG zu vereinen. Dabei haben wir einfach sehr viel ausprobiert und schöpfen nun aus dieser langjährigen Erfahrung. Mittlerweile müssen wir gar nicht groß überlegen, was wir zeichnen und was CG-animiert wird. Wie ich vorhin sagte, kennen wir uns alle mittlerweile sehr gut und wissen, wer was besonders gut kann. Daher teilen wir die Aufgaben einmal nach dem individuellen Können auf und wir wissen auch, wie wir unsere jeweiligen Fähigkeiten am besten miteinander verbinden können. So meistern wir auch schwierigere Aufgaben. Ich finde, dass uns das bei ufotable sehr gut gelingt.
Eto: Wenn ich zum Beispiel Hintergründe zeichne und beim Zeichnen dann denke, dass ich dieses oder jenes gern irgendwie noch heller hätte, weiß ich zugleich aber auch, dass Herr Terao das auch so sehen wird und das Ganze dann auch heller gestalten wird. Wir arbeiten so viele Jahre zusammen, dass wir wissen, wie die anderen jeweils denken und wie sie arbeiten. Ich kann dann den Hintergrund dann nur mittelmäßig hell belassen und mich drauf verlassen, dass Herr Terao ihn so viel heller machen wird, wie er in dieser Szene am besten zum Video passen wird. Wir können auf unsere jeweilige Arbeit vertrauen!
Terao: Und da wir bei den einzelnen Schritten alles gut kombinieren – vom Storyboard, über die Zeichnung bis hin zur Animation und den Effekten – erhalten wir am Ende auch ein fotorealistisches Ergebnis!

Herr Sudo, Herr Terao, Herr Eto: Was war Ihnen bei der Umsetzung der Kampfszenen besonders wichtig?
Eto: Bei Kampfszenen verlasse ich mich auf die Anweisungen, die ich beispielsweise von Herrn Sudo bekomme, und passe die Hintergründe dementsprechend an. Beim Kampf zwischen Lancer und Assassin hieß es zum Beispiel, dass man gern etwas Bewegliches im Hintergrund hätte – also habe ich das entsprechend eingebaut. Die Hintergründe werden bei Actionszenen aber auch ein wenig zurückgenommen, da die Action im Blickpunkt steht. Bei Alltagsszenen hingegen gab es öfter den Fall, dass man mal nur den Hintergrund, ohne Charaktere sehen sollte. Ich passe das dann immer den jeweiligen Wünschen an und versuche, die am besten passenden Hintergründe beizutragen.
Terao: Auch ich arbeite bei den Kampfszenen sehr eng mit Herrn Sudo zusammen und da gibt es auch so einiges, auf das ich achte. Wichtig ist vor allem, das Setting zu achten. Es steht auch immer genau fest, wie die jeweils benutzten Waffen, vor allem die Noble Phantasms, zu sein haben. Assassins Waffe sind zum Beispiel schwarze, unsichtbare Messer, die das Licht nicht reflektieren. Sie dürfen ja nicht gesehen werden. Beim Kampf gegen Lancer (s. Screenshots rechts) sieht man aber sehr viele Funken sprühen. Herr Sudo sieht sich dann jeden einzelnen Cut einzeln an und fragt dann manchmal, ob diese kleinen, orangefarbenen Lichter denn nun diese Funken sind, oder ob das da doch eine Reflektion in Assassins Messer ist. Er geht jedes einzelne Bild durch! Wenn es ein Funke ist, dann ist es okay – aber wenn da doch eine Lichtreflektion im Messer zu sehen ist, musste das ausgebessert werden, denn die durfte da nicht rein. Das gehört natürlich zum Gesamtsetting von Fate und wir tun wirklich alles, um dieses einzuhalten.
Sudo: Ich möchte auch immer, dass die Zeichnungen weiterhin schön herauskommen. Manchmal übertreibt man es mit anderen Effekten, so dass die, die bereits gezeichneten Bilder untergehen und man gar nichts mehr von den Linien an sich sieht. Alle geben immer ihr Bestes, aber man darf es auch nicht übertreiben – was gezeichnet wurde, soll auch erhalten bleiben. Das ist die Devise, an die ich mich halte. Wenn zum Beispiel zu viel Rauch benutzt wird und man gar nicht mehr sieht, was sich darunter verbirgt, oder bei anderen Effekten bitte ich auch ab und an, dass man die Linien der eigentlichen Zeichnungen noch etwas mehr hervorhebt, damit diese auch zu sehen sind.

Eine Anschlussfrage an alle: Welche der Kampfszenen ist Ihr persönlicher Favorit und warum?
Eto: Ich mochte den zwar kurzen, aber sehr coolen Kampf zwischen Rider und Saber. In der engen Gasse! Sie schwenkt nur einmal das Schwert … und damit ist es dann auch schon vorbei!
Terao: Bei mir ist es der Kampf zwischen Lancer und Assassin auf der Autobahn! Ich habe die Hintergründe für diese Szene übernommen und das war eine große Herausforderung für mich. Wir haben mit den Animatoren, die für die Zeichnungen verantwortlich waren, einiges ausprobiert und lange daran gearbeitet. Letzten Endes ist das Ergebnis wirklich gut geworden und das freut mich sehr!
Sudo: Ich mag alle Kampfszenen … Sie sind alle sehr cool geworden, weil sich alle so reingehängt haben!
Kondo: Ich mag den Kampf zwischen Saber und Berserker. Den Kampf gab es ja auch schon mal in Unlimited Blade Works, aber man musste genau überlegen, was man hier macht, damit es nicht wieder eins zu eins die gleiche Szene wird, sondern ein Unterschied, ein anderes Gefühl herüberkommt und der Kampf eben zu Heaven’s Feel passt. Das war auch eine Herausforderung, aber ich finde, dass sie sehr gut gemeistert wurde und mag die Szene sehr gern!
Takahashi: Das ist keine direkte Kampfszene, weil keine Servants vorkommen, aber ich mag die Auseinandersetzung zwischen Shirou und Shinji. Diese Szene zeigt die Beziehung zwischen den beiden und wie wichtig diese für das Werk ist. Sie hat mir sehr gut gefallen!

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Eine weitere Frage an Sie alle: Welchen Servant hätten Sie als Magier in einem Gralskrieg am liebsten an Ihrer Seite und warum?
Sudo: Ich bin ein Fate-Fan der ersten Stunde und habe mir schon so ziemlich viele Gedanken zu der gesamten Serie gemacht – aber erstaunlicherweise habe ich mir noch kein einziges Mal vorgestellt, wie es wäre, selbst am Krieg um den Heiligen Gral teilzunehmen. Ich will die Charaktere, die in dieser Welt leben, nicht irgendwie stören, indem ich da wäre und irgendwas machen würde. Das kam mir einfach nie in den Sinn! Diese Welt gehört den Charakteren! Ich würde also gar nicht erst an dem Krieg teilnehmen wollen!
Terao: Ich wüsste auch keinen bestimmten Servant zu benennen, tut mir leid.
Eto: Jetzt unterbreche ich diese Richtung, wenn ich sage, dass ich Gilgamesh (s. Screenshot links oben) fürchterlich mag! (lacht) Ich würde am liebsten ihn als Servant beschwören!
Takahashi: Als ich Heaven’s Feel gesehen habe, hat mir vor allem Rider super gut gefallen! Sie ist stark und sehr charismatisch! Ich finde starke, ältere Frauen einfach hinreißend!
Kondo: Hassan wäre irgendwie am praktischsten, also würde ich vielleicht ihn als Servant wählen.

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Haben Sie zum Abschluss noch eine Botschaft an die deutschen Fate-Fans?
Kondo: Es ist mir eine große Freude, dass im weit entfernten Deutschland eine Fangemeinde ist, die Spaß an unserem Projekt hat und diesbezüglich auch Erwartungen an uns setzt! Ich hoffe, dass sich möglichst viele Fans den ersten Film ansehen werden und er ihnen bestenfalls so gut gefallen wird, dass sie auch Teil zwei und drei sehen möchten und genauso voller Erwartung auf sie warten werden!
Takahashi: Bei den deutschen Fans spüre ich ihre große Liebe zu dem Werk! Sie unterstützen es von ganzen Herzen und ich freue mich, das auch mal hier am eigenen Leib erfahren zu dürfen. Es wäre mir auch eine ebenso große Freude, wenn ihr Fate auch weiterhin treu bleibt! Ich wünsche euch viel Spaß dabei!
Terao: Zur Zeit dieses Interviews habe ich noch nicht die Gelegenheit gehabt, die deutschen Fans zu treffen, aber ich freue mich schon sehr darauf! Die Fate-Serie ist in Japan relativ gut bekannt und ich denke, dass sie auch ein immer größeres Publikum bekommt. Es würde mich daher freuen, wenn sie in anderen Teilen der Welt und auch hier in Deutschland weiterhin großen Anklang fände! Ich gehöre zu den Menschen, die das, was sie mögen, gern mit all ihren Bekannten und Freunden teilen. Ich würde mich also freuen, wenn Fate immer mehr Fans gewinnen könnte! Erzählt also gern auch euren Freunden und Bekannten davon!
Sudo: Heaven’s Feel deckt nun den letzten Handlungsstrang der Fate/stay night-Serie ab und ich bin sehr glücklich, dass wir sie euch in Form des Kinofilms präsentieren können! Ihr habt nun den ersten von drei Teilen gesehen und wir arbeiten derzeit noch an Teil zwei. Wir geben unser Bestes, euch alle drei Teile präsentieren zu können!
Eto: Wir haben im Team alle sehr hart an dieser Produktion gearbeitet, deswegen hoffe ich sehr, dass der Film auch den deutschen Fans gefallen wird! Schaut ihn euch an! Ich wünsche euch viel Spaß dabei!

Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Antworten!

[author title=”Lest das komplette Feature!” image=”[author title=”Lest das komplette Feature!” image=”http://wordpress.p478849.webspaceconfig.de/wp-content/uploads/2018//09/AnimaniA-Cover-6-2018.jpg”]Unsere ausführliche Review zu  Fate/stay night [Heaven’s Feel] I. presage flower lest ihr in der AnimaniA 6/2018, die seit dem 5. Oktober am Kiosk und als DVD-Ausgabe im Comic- und Fachhandel erhältlich ist. Beide Versionen der AnimaniA könnt ihr auch online unter http://www.animagine.eu/shop bestellen.[/author][author title=”Bei ANIMAX auf Abruf” image=”http://wordpress.p478849.webspaceconfig.de/wp-content/uploads/2018//10/ANIMAX-Logo.png”]Übrigens: Fate/stay night [Heaven’s Feel] I. presage flower findet ihr auch bei ANIMAX auf Abruf in deutscher Synchro und HD. Mehr zum Empfang von ANIMAX findet ihr auf der Webseite des Anbieters unter www.animax-on-demand.de/abo.[/author]